Brief von Leopold Kupelwieser neu erworben

Das NÖ Landesarchiv konnte vor kurzem seine kleine Sammlung an Dokumenten von und über den Maler Leopold Kupelwieser (1796-1862) durch einen im Antiquariatshandel erworbenen Brief des Künstlers aus München vom 1. September 1847 erweitern.

Der Kuppelwi-Briefeser
Brief von Leopold Kupelwieser© K2

Kupelwieser, der ebenso wie seine Gattin dem „Schubert-Kreis“ angehört hatte, war ab 1836 Professor an der Wiener Akademie der bildenden Künste, malte in dieser Zeit zunehmend religiöse Themen (Altarbilder) und widmete sich ab den 1845-er Jahren der Wiederbelebung der Freskomalerei. Ein Zeugnis davon gibt u.a. der 1848-1850 entstandene Freskenzyklus im Festsaal des niederösterreichischen Statthaltereigebäudes (Wien 1, Herrengasse 11)

Noch davor, Ende August/Anfang September 1847, unternahm Kupelwieser zusammen mit Joseph von Führich eine ausgedehnte Reise, die über Bad Ischl, wo er ein Altarbild ablieferte, über Salzburg und Altötting nach München führte und in deren weiteren Verlauf noch Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Regensburg besucht wurden. Diese Reise scheint bislang nur aus den Erinnerungen seiner Tochter Elisabeth bekannt zu sein (vgl. R. Feuchtmüller, Leopold Kupelwieser, 1970, 56).

Der vorliegende Brief schildert den Reiseverlauf von der Ankunft in Salzburg (vermutlich 27. September), das wegen Schlechtwetters nur kurz besichtigt wurde, der Abreise am 28. und der Fahrt über Laufen, Tittmoning, Burghausen nach Altötting. Dort traf Kupelwieser seinen in den Redemptoristenorden eingetretenen Jugendfreund P. (Dr.) Franz von Bruchmann (1798-1867) wieder, der seit 1841 in Altötting wirkte und dessen Vater Mäzen von Franz Schubert und Leopold Kupelwieser gewesen war. Von der (spirituellen) Atmosphäre dieses Wallfahrtsortes unter dem Einfluss Bruchmanns zeigte sich Kupelwieser tief beeindruckt.

In München, das die Reisenden am 31. August zeitig in der Früh erreichten, besichtigte Kupelwieser, wie es scheint, vorwiegend die damals erst kürzlich fertiggestellten bzw. noch im Bau befindlichen "modernen" Kirchenbauten wie die Ludwigskirche, die Bonifatiusbasilika, die Aukirche (Mariahilfkirche), die Allerheiligen-Hofkirche. Außerdem fanden gesellige Zusammenkünfte mit in München anwesenden Künstlern statt, u.a. mit Moritz von Schwind, der ja ebenfalls zum Freundeskreis um Schubert gehört hatte. Kupelwieser berichtet in einem begeisterten, stellenweise beinahe euphorischen Ton über seine Reiseeindrücke und die „heitere Stimmung“ in München. Bemerkenswert ist die vorbehaltlose Bewunderung der monumentalen al fresco-Werke seiner Malerkollegen Peter (von) Cornelius in der Ludwigskirche und Heinrich Maria von Heß in der Bonifatiusbasilika sowie der Glasmalereien des Letzteren in der Aukirche.

Über den weiteren Aufenthalt in München und die übrigen Stationen der Reise dürften vorerst noch keine genaueren Nachrichten bekannt sein. Ob und inwiefern die auf der Reise gewonnenen Eindrücke Kupelwiesers weiteres künstlerisches Schaffen beeinflusst haben könnten, mögen Kunsthistoriker beurteilen. 

Waltraud Winkelbauer

(März 2021)

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Letzte Änderung dieser Seite: 24.3.2021
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