Archivalienschaufenster

Auf dieser Seite stellen wir regelmäßig ein Objekt aus dem Landesarchiv vor.

Erbhuldigungsrevers von Maria Theresia, 22. 11. 1740, Wien 
NÖLA, Ständische Urkunden A-36-12

Anlässlich der Erbhuldigung wurde den Ständen des Erzherzogtums Österreich unter der Enns nach der Ablegung des Huldigungseides von der Monarchin diese Bestätigung der althergebrach­ten ständischen Privilegien und Freiheiten überreicht. Die Erbhuldigung durch die niederösterrei­chischen Stände fand wegen der unsicheren außenpolitischen Lage bereits einen Monat nach dem überraschenden Tod Karls VI. am 20. Oktober 1740 und damit dem Regierungsantritt Maria Theresias statt und war der erste große staatsrechtliche Akt der 23-jährigen Herrscherin.

Die Erbhuldigung begründete den Herrschaftsvertrag zwischen dem Landesfürsten und den Ständen und bildete damit das Fundament der ständischen Ordnung. Die Stände gelobten dem Landesherrn „Treue und Gehorsam, Rat und Hilfe“, dieser bestätigte im Gegenzug die Rechte und Privilegien der Stände. Die Legitimierung durch die Erbhuldigung wurde von den Herrschern des Hauses Österreich als notwendig angesehen. Die vorausgehenden Verhandlungen wurden von den Ständen fallweise auch zum Vorbringen ihrer Anliegen und Beschwerden (gravamina) und der Erlangung landesfürstlicher Zusagen genützt (jedoch nicht ultimativ).

Der niederösterreichischen Erbhuldigung kommt eine staatsrechtliche Sonderstellung zu: Sie war, neben der ungarischen Königskrönung, die einzige Huldigungszeremonie, der sich seit dem Spätmittelalter alle Herrscher (außer Joseph II.) unterzogen. Sie fand nahezu immer als erste statt und war somit der einzige derartige Akt, der unmittelbar mit dem Regierungsantritt des jeweiligen Monarchen zusammenhing. Dass in den niederösterreichischen Ständen viele der bedeutenden Adelsfamilien aus der ganzen Monarchie vertreten waren, unterstrich den repräsentativen Charakter dieser Zeremonie, die bis ins 19. Jahrhundert nichts von ihrer politischen Bedeutung einbüßte.

(2010 01 18) Waltraud Winkelbauer

Erbhuldigungsurkunde Maria Theresia 1740
© NÖLA


Urbar des Grafen Burkhard III. von Hardegg aus dem Jahre 1363 (Pergament, 47 fol., Hartholzdeckel als Einband, 16,5 x 22,5; Signatur: NÖLA, F-1-18; HA Retz HS 001 abgebildet: pag. 41 = Abgabensumme des Ortes Wildendürnbach).

Das 1363 verfasste Urbar des Grafen Burkhard III. von Hardegg ist das älteste eines ausschließlich in Niederösterreich sitzenden, nichtfürstlichen Adelsgeschlechts. Die sorgfältige und zum Teil kolorierte Schrift zeigt, dass hier noch der Repräsentationscharakter wichtig war, was in späteren Jahrhunderten nur noch ausnahmsweise der Fall sein sollte.

Neben den Hauptterminen Michaeli (29. September) und Georgi (23. April) mussten die Untertanen des Grafen auch zu Ostern Abgaben leisten, nämlich vor allem Eier, aber auch andere Produkte, wie hier im Falle Wildendürnbachs Käse.

Urbar des Grafen von Hardegg von 1363
© NÖLA
Original-Textbuch zu Ludwig Anzengrubers "Der Felck auf der Ehr"
© NÖLA

„Der Fleck auf der Ehr‘" von Ludwig Anzengruber.

Das NÖLA zeigt das ORIGINAL-Textbuch des Stückes, das zur Eröffnung des „DEUTSCHEN VOLKSTHEATERS" vor 125 Jahren, am 14. September 1889, gespielt wurde.

Ludwig Anzengruber ,* 29. November 1839 in der Alservorstadt von Wien; † 10. Dezember 1889 in Wien

Vor 125 Jahren, am 14. September 1889, wurde in Wien das „Deutsche Volkstheater" mit Ludwig Anzengrubers Stück „Der Fleck auf der Ehr‘" eröffnet. Programmatisch war das Theater als bürgerlich-volksnahes Gegenstück zum aristokratischen Hofburgtheater konzipiert - sowohl vom Bau her (keine Logen!), in der Preisgestaltung, wie auch in den Spielplänen. Anzengruber war selbst unter den Gründern des Theaters. Er verstand sich als Volksaufklärer und Sozialreformer, und führte das österreichische Volksstück in der Tradition von Raimund und Nestroy weiter. Zur Eröffnung des Deutschen Volkstheaters schrieb Anzengruber das Stück „Der Fleck auf der Ehr‘", das wie alle Bühnenstücke, der Zensurbehörde vorgelegt werden musste. Bis 1918 lag die Entscheidung über die Zulassung eines Bühnenwerkes zur Aufführung auf einer der vielen Wiener Privatbühnen bei der k.k. n.ö. Statthalterei. Das Niederösterreichische Landesarchiv verwahrt in seinem Bestand „Theaterzensur" über 15.000 Textbücher mit den dazugehörigen Zensurakten sämtlicher Wiener Theater (mit Ausnahme von Hofburg und Hofoper), Kleinkunstbühnen und Kabaretts zwischen 1850 und 1926.

„Die Stellen der Zensurbehörde fanden im Textbuch einige beanstandenswerte Stellen, die gegen die allgemeinen Zensurbestimmungen, wie sie seit der Theaterordnung von 1850 in Kraft waren, verstießen: Nicht gestattet war die Verwendung religiöser Symbole auf der Bühne sowie „insbesondere weder die Darstellung kirchlicher Gebräuche und gottesdienstlicher Handlungen anerkannter Religionsgemeinschaften, noch der Gebrauch der den Dienern derselben eigenthümlichen geistlichen Ornate" (Reichsgesetzblatt Nr.454, Verordnung des Ministeriums des Innern vom 25. November 1850).

Somit durfte der im Stück auftretende Pfarrer kein geistliches Gewand tragen und im vorgelegten Textbuch wurde etwa der Ausruf des Philipp Moser „Jessus, Maria und Josef!" (S.135), gestrichen, und auch die Nennung des „Vaterunser" und die Bitte „dein Wille geschehe!" wurden von der Zensur verboten. Ebenso war nach den Zensurbestimmungen die Nennung von Amtstiteln unzulässig, also mussten auch die Bezeichnungen „Landesgerichtsrat" (S.27) und der „Herr Hofrat" (S. 157) geändert werden.

Prinzipiell stand die Zensurbehörde aber Anzengruber offensichtlich sehr wohlwollend gegenüber. In der Stellungnahme der k.k. Polizei-Direktion an die Statthalterei heißt es, dass der Dichter die Handlung „zu einem Volks- und zugleich Tendenzstück edlerer Art auszugestalten" gewusst hätte und somit dürften „Gegen die Zustimmung ... kaum Bedenken obwalten", und dass die eigentlich der Zensur zum Opfer gefallenen Stellen doch gesprochen wurden, wurde mit einem „Versehen" entschuldigt...

Zensurakt 4890/1889

Bericht der k.k. Polizei-Direction Wien (Abtheilung für Staatspolizei) vom 15. September 1889

b[e]t[re]ff[en]d die Eröffnung des „Deutschen Volkstheaters" und die erste Aufführung des Stückes „Der Fleck auf der Ehr."

ad Z. 60598/3605 P.B.

Bericht

Am 14.l[aufenden).M.[onats] fand vor einem zahlreichen, geladenen Publikum die Eröffnung des Deutschen Volkstheaters statt. Die Feier des Abends begann mit einer Festouvertüre, welche in der Melodie 1889 Z: 5585/Präs. zugelassenen Prologes, welcher von Adolf Weisse ziemlich wirkungsvoll gesprochen wurde. Als Eröffnungsnovität gelangte das mit dem h. Erlasse vom 22. August 1889 Z: 4890/Präs. zugelassene Bühnenwerk „Der Fleck auf der Ehr‘" zur Aufführung. Darsteller und Darstellerinnen setzten ihr bestes Wollen und Können ein, um dieses Volksstück zur Geltung zu bringen, und es dürfen insbesondere die Namen Tyrolt's und Martinelli's nicht unerwähnt bleiben, welche und zwar Ersterer als der reiche Bauer Andrä Moser, Letzterer als Vagant Hubmayer vollendete Interpreten des Dichters waren und dessen Characterschöpfungen lebenswarm vorführten. Auch die verschiedenen Episodenrollen, so jene der Bauern Waser, Weiser und Wieser und der Insassen des Armenhauses wurden glücklich wiedergegeben. Entbehrt auch die Darstellung dieser Bauernkomödie als Ganzes genommen jener Vollkommenheit, welche man an den Leistungen der in dem erwähnten Fache hervorragend thätigen Münchener Gastspielgesellschaft im Juni l.J. im Theater a.d.Wien zu bewundern Gelegenheit hatte, so ist doch das, was geboten wurde und wie es geboten wurde, ein günstiges Vorzeichen für das Gedeihen der jüngsten Bühne Wiens.

Die Ausstattung verdient gleichfalls rühmend erwähnt zu werden, und es gestaltete sich insbesondere die Szenerie des letzten Bildes äußerst effektvoll.

Die Vorstellung, welche um 6 ½ Uhr begann, währte bis ca 10 Uhr. Vom Standpuncte der Censur aus wäre nur zu bemerken, daß einige gestrichene Stellen, wohl mehr, wie es den Anschein hatte, in Folge eines Versehens gesprochen wurden.

Die Abstellung dieser Unzukömmlichkeit wurde veranlaßt.

k.k. Polizei-Direktion
Wien am 15. September 1889

Stöbern Sie online im NÖ Landesarchiv  nach Stücktiteln oder AutorInnen von Ludwig ANZENGRUBER über Else FELDMANN, Lina LOOS bis Stefan ZWEIG. 

Der 50 Heller-Schein aus 1920 zeigt das Strombad Kritzendorf
© NÖLA

Im Wasser, Sand und Sonne, zu baden hier ist Wonne." - Dieser Spruch ziert den 50 Heller-Schein der 1920 von der Gemeinde Kritzendorf als Notgeld herausgegeben  wurde. Das Strombad an der Donau war auch in wirtschaftlichen Notzeiten ein beliebtes Ausflugsziel.

Wegen des Buntmetallmangels gab es nach dem Ersten Weltkrieg kaum Kleingeld. Daher wurden 1920 Länder, Gemeinden und sogar Private befugt, Notgeldscheine in Um­lauf zu bringen, die oft künstlerisch gestaltet und bald zum begehrten Sammelobjekt wurden. (1892-1924/25:  100 Heller=1 Krone)

Mehr zum Bestand "Notgeld" im NÖLA:

Literatur: Lisa Fischer, Die Riviera an der Donau. 100 Jahre Strombad Kritzendorf. Böhlau Verlag (Wien / Köln / Weimar, 2004, 2. Aufl.)

Im Juni 1846 schrieb der Klosterneuburg Bürger Matthias Bittmann in sein Tagebuch folgende Wetter-Beobachtung:

Tagebucheintrag von Matthias Bittmann aus 1846
© NÖLA

"Der Juny fängt mit großer Hitz an den 3t.
das erste Bliete Weinber die Hitz halt an
bis 21 Juny alle Wiesen sind ausgebrennt
dan  Regen bis Ende."

Tagebuch des Mathias Bittermann, Bd. 1 (NÖLA HS StA 1353)

Ballbesuche und Krapfen und auch die Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in satirischer Form gehören als gleichsam „kulturelles Inventar“ zum Fasching. 

Seite aus dem Manuskript von Jos. Doppler
© NÖLA

Ballbesuche und Krapfen, aber auch das Außer-Kraft-Setzen von Normen, die Kritik an politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen in der Form mehr oder weniger bissiger Satire gehören als gleichsam „kulturelles Inventar" zum Fasching.

Die Posse „Die Faschingskrapfen" von Jos. Doppler wurde im Jänner 1872 bei der Zensur der k.k.n.ö. Statthalterei für das Theater in der Josefstadt eingereicht. Die Schauplätze der drei Akte - im Untertitel heißt das Stück „Drei Bälle in einer Nacht" - weisen auf das soziale Gefälle hin, das auch im Fasching kaum durchbrochen werden konnte: Der erste Akt spielt auf einem „Elite-Ball" der Aristokratie, der zweite Akt auf einem bürgerlichen Hausball. Auf dem Maskenball des dritten Aktes allerdings werden durch allerlei Missverständnisse die Standesschranken durchbrochen und vermischt - bis letztendlich alles aufgeklärt und die alte Ordnung wiederhergestellt wird - zum Klang eines Walzers... Couplets boten die Möglichkeit, innerhalb eines scheinbar harmlosen Werkes - ein „Gelegenheitsprodukt von sehr geringem Werthe", so das Urteil der Zensoren - in satirischer Form auf politische Missstände hinzuweisen. Eine der Coupletstrophen in den „Faschingskrapfen", die die verlogene Agitation bei Wahlen ins Visier nahm, fiel auch prompt der Zensur zum Opfer. Signatur: AT-NOeLA NÖ Reg. Präs Theater TB K 367/02 (alte Signatur 1872/7); Zensurakt 1872/292


Im Fasching 1743 hatte Kaiserin Maria Theresia, die selbst Bälle und Tanzveranstaltungen liebte, für Hoffeste Maskenfreiheit gewährt.

„Ball- Redouten" - Fasching anno dazumal...

Kaiserliches Patent vom 2. Jänner
© NÖLA

Im Fasching 1743 hatte Kaiserin Maria Theresia, die selbst Bälle und Tanzveranstaltungen liebte, für Hoffeste Maskenfreiheit gewährt - allerdings nur für die „ hohe Noblesse". Auf der Straße und auf anderen Tanzveranstaltungen war das Tragen von Masken allen Ständen, auch dem Adel, verboten. Damit sollten Ausschweifungen und Ausschreitungen, aber auch politische Verschwörungen verhindert werden. . Ein neuer Ort für Festlichkeiten direkt in der Hofburg entstand  mit dem Umbau der Barock-Theater in Konzert- und Tanzsäle, die „Redoutensäle", die im Fasching 1748 mit einem prächtigen Maskenball eröffnet wurden und seit der Zeit Maria Theresias bis heute als Ballsäle dienen.

Wie es bei der Redoute am Sonntag, den 7. Jänner 1748, zugehen sollte, bestimmte die Kaiserin im „Unterricht, die neuen Ball-Redouten betreffend" verlautbaren und stellte dem „Publico ...jenes vor, was bey sothanen Festins zu desselben behörigen Bequemlichkeit und Vergnügung zu wissen nöhtig".
Der Eintrittspreis wurde festgelegt und versichert, dass „gesamte Masqueren ...zur Erquickung...mit allerhand kalten Aufgeschnittenen / auch mit einem guten Glas Wein bedienet werden." Auch Erfrischungsgetränke und Tee, Schokolade und Kaffee würden geboten; sogar ein Umkleideraum - nach Geschlechtern getrennt - wurde eingerichtet. Neben der Tanz-Unterhaltung waren auch alle Vorkehrungen für die beliebten Kartenspiele getroffen - Tische, Sessel, Leuchter wurden bereitgestellt und und die Spielkarten selbst konnten erworben werden. (NÖLA, Kaiserliche Patente 2. Jänner 1748).

Kaiserliches Patent vom 17. Jänner 1804
© NÖLA

Das Ende des Faschings und der Beginn der Fastenzeit wurde mit dem Aschermittwoch eingeläutet. 

Auf eine strenge Einhaltung der Beendigung aller privaten und öffentlichen Lustbarkeiten drang das Zirkular von 1804:

 „Wodurch am Faschings Dienstage nach 12 Uhr Mitternachts alle öffentlichen und privat Belustigungen eingestellet werden". (NÖLA, Kaiserliche Patente 17. Jänner 1804)


Auszug aus dem Ehevertrag zwischen Anna Kellerin und Joseph Haydn aus dem jahr 1760
© NÖLA

Der Ehevertrag, den Anna Kellerin und Joseph Haydn im Jahr 1760 schlossen, zeigt die für diese Zeit üblichen Vereinbarungen: Es ging vornehmlich um die Regelung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Ehe. Das Vermögen der Brautleute floss in einer Gütergemeinschaft zusammen; ebenso wurde die Witwenversorgung und die Möglichkeit zu testamentarischen Abmachungen geregelt. Der Dokumentausschnitt zeigt die Originalunterschriften und Siegel.

Der Originalvertrag wird in der 2009 stattfindenden großen Haydn-Ausstellung "Phänomen Haydn" in Eisenstadt gezeigt - in Kooperation mit der Kulturfabrik Hainburg, wo vom 1. Juni bis zum 31. Dezember 2009 Haydns ein zweiter Ausstellungsteil (Entwicklungsjahre eines Genius) gezeigt wird.

Bereits anlässlich des 150. Todestages Joseph Haydns wurde im Jahr 1959 im Haydn-Geburtshaus in Rohrau ein Museum eröffnet.

"Vanille-Bögen" und "Schocolade-Pusserll" - zur Weihnachtszeit stellt das NÖ Landesarchiv historische Rezepte aus seiner Kochbuch-Sammlung vor.

Schokoladebusserl waren schon im frühen 18. Jahrhundert sehr beliebt - hier ein Rezept aus dem Kochbuch der Maria Eva Rettenbacherin (Signatur: NÖLA HS 1370):

Auszug aus dem Kochbuch von Maria Eva Rettenbacherin
© NÖLA

Die Schocolade-Pusserll
Erstlich nim von ainen air die Clar, und schlags woll ab, bis daß es aufgeht. Hernach nimb Zugger und Schocoladen und mach ein festes Taigl an, und laß stehen hernach mach runde Kugerll darauß, und Pachs schen khiell herab, also ist es recht.

Aus dem 19. Jahrhundert, dem Kochbuch der Antonie Pöhrnhoff,  stammt das folgende Rezept für Vanillekipferl (Signatur: NÖLA HS 1364):

Vanille=Bögen

Auszug aus dem Kochbuch von Antonie Pöhrnhoff
© NÖLA

Man nimmt 4 Loth fein gefächten Zucker, und 3 Eyerklar, rührt es schön dick, nimm 4 Loth Mehl, von 1 Limony den Saft darein, um 7 kr. (Kreuzer) fein gestossene Vanille, streicht es auf Oblat, schneidet es strichweise herab, und legt es auf die Bögen, und backt sie langsam.

Dokumente
© NÖLA

Der Sommer und das Phänomen der „ Sommerfrische" wurde um die Wende des 19. Jahrhunderts auch Thema für Unterhaltung am Theater, wovon auch die Textbücher der „Theaterzensur" im NÖ Landesarchiv  Zeugnis ablegen:  Sommernächte, Sommerspuk, Sommerregen, Sommerparteien, Sommertournee lauten die Titel der zur Zensur vorgelegten Stücke und Stückchen. Entsprechend der Jahreszeit handelt es sich meist um „leichte Kost", oftmals auch gewürzt mit Anspielungen aller Art - die dann der Zensur zum Opfer fielen. Aufgeführt wurden diese Stücke zumeist in Singspielhallen und Variétébühnen, in Ottakring und Neulerchenfeld, oder im Sommer-Orpheum im Prater.

Original Skript
© NÖLA

Ein Tag in der Sommerfrische" lautet der Titel eines Lustspiels von  Louis Taufstein (1870-1942). Taufstein war einer der Hausautoren des „Budapester Orpheums" in Wien  und erfolgreicher Autor von Variétéstücken, Liedtexten, Revue- und Kabarettexten und auch Operettenlibretti.Wie so viele seiner jüdischen Kolleginnen und Kollegen aus der Theater- und Kabarettszene, wurde auch Louis Taufstein ein Opfer der Nationalsozialisten. Er wurde am 13. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und überlebte im Konzentrationslager nur wenige Wochen. Sein Todesdatum ist der 20. September 1942.Signatur: NÖLA NÖ Reg. Präs Theater TB K 005/24

Ein Eisrezept aus der Kochbuchsammlung des NÖ Landesarchivs

Seite aus dem Kochbuch von 1735
Kochbuchsammlung Nr. 25© NÖLA

Gefrohrnes von siessen Obers.

Nimb 2 Seidl siesses obers, und 4 frische Ayr Dötter, zuckers recht siess, spridle miteinander ab, stosse einen halben Vierting Pistazen klein, truckhe solche  mit dem siessen obers durch ein Tuch, und laß es in einem Häfferl mit einander sieden, giesse es hernach in eine zinnerne Büchsen, stelle selbe in das Eyß, welches Eyß wohl gesaltzen werden muß, rühre d(a)s gefrohrne immer mit einem Löffel auf bies es fest wirdt, fühls sodann in schallerl, strähe Pistazen daran und gibs gleich zur Taffel.

Interessante Details zum historischen Hintergrund dieses Kochbuches finden Sie hier.

Titelblatt
© NÖLA

Verwaltungsreform 1940 in Niederdonau

Runderlass von 1940
© NÖLA

Im Rahmen der schrittweisen Umsetzung des „OSTMARKGESETZES" vom 14. April 1939 nahmen am 1. November 1940 die Abteilungen des Gauhauptmannes und des Gaukämmerers ihre Tätigkeit auf. Damit gelangte in Niederdonau die große Verwaltungsreform nach der Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich zum Abschluss. Als Gauhauptmann amtierte zu diesem Zeitpunkt Dr. Sepp Mayer; Reichsstatthalter in Niederdonau war Dr. Hugo Jury. Beide übten ihre Ämter bis zum Ende des Dritten Reiches aus.

Plakat für die von Schuschnigg für 13. März 1938 geplante Volksbefragung

(Landeshauptmannschaft Niederösterreich, Präsidium I, Zl. 512/1938)

Plakat zur Volksbefragung 1938
© NÖLA

Von Hitler zunehmend unter Druck gesetzt, versucht der österreichische Bundeskanzler Kurt Schuschnigg einen Befreiungsschlag. Am 9. März 1938 kündigt er die Abhaltung einer Volksbefragung am 13. März "für ein freies und deutsches, unabhängiges und soziales, für ein christliches und einiges Österreich" an. Hitler ist verstimmt und erteilt dem Chef seines Generalstabes den Befehl, den Einmarsch nach Österreich vorzubereiten. Am 11. März kann Hitler bei Schuschnigg überdies die Absetzung der Volksbefragung durchsetzen. Abends, um etwa 19 Uhr 50, gibt Schuschnigg via Radio seinen Rücktritt bekannt ("Gott schütze Österreich!"). Den Einmarsch der Wehrmacht am 12. März 1938 und den Anschluss Österreichs an Deutschland 13. März 1938 kann er dadurch aber nicht verhindern.

Gutte Tschocoladi Lebzeltel

Weihnachtskarte mit Rezept
© NÖLA

Schön weiß und fein gefahten Zuckher, und Tschocoladi nimbe jedes nach deinem Belieben zusamben in einen Mörser/: Jedoch muß vorhero der Letztere geschaben werden :/ schlage eine frische Ayr Clar ab, und thue hievon ein wenig unter den Zuckher und Tschocoladi, laß es eine gutte Stundt mitsamben, hernach thues auf ein Nudl Breth, mach mit gefahten Zuckher einen Taig, und aus diesen Schöne Lebzeltel und bachs.

Aus dem Kochbuch "Compendios - doch aber sehr wohl-verproviantiertes Koch-Buch, in welchem sowohl allerhand selzam und delegate Speißen, als auch verschiedenes Zuckerwerck, eingemachte Früchten undt andere vortreffliche Kunst-Stücklein nach Genügen beschriebener zu fünden seint.
Mit bey gefügten Register, nach dem Alphabet eingerichtet, der Löbl. Frauen Zimmer Faccultaet, zu sonderem Lust und Nutzen, in möglichster Ordnung zusammengetragen worden durch CFK [oder CIFK], 1735"

(Signatur: AT-NOeLA KochbS 25)

Bedrohung durch Unwetter und erfolgreiche Ernte

Auch vor 150 Jahren gab es sehr heiße Tage in den Sommermonaten, und immer wieder bedrohten Unwetter die Ernte. Eine hochinteressante Quelle für die historische Klimaforschung bilden die Aufzeichnungen des Mathias Bittmann und seines Sohnes Josef aus Klosterneuburg. Dieses „Tagebuch" enthält Wetterbeobachtungen von 1730 bis 1866.

Handschriftliche Aufzeichnung von 1865
© NÖLA

Die Transkription beginnt ab dem roten Pfeil und findet sich unterhalb der Bilder.

fol. 44v 
Der July fängt mit großer Hitze an, den 10. [Juli] ein Donnerwetter mit sehr viel Eis, so das es sehr viel Schaden hat angerichtet; das Gedreid hat es ausgeschlagen, die Weinber [Weintrauben] zerhaut; den 11. schön, den 12. Regen. Dan große Hitz bis den 22., da bekomen wir ein Donnerwetter, den 26. July wider ein Donnerwetter mit sehr vil Eis, so das es das ganze untere

Handschriftliche Aufzeichnung von 1865
© NÖLA

fol. 45rStadt Gebürg zusammen geschlagen habe, das es in Weingärten bald kein Laub zu sehen wäre; in Gugeln*), in Baundl [Beindl*], in Urban [Urber*], in Fellergraben* und und (sic!) in Höllerbrandl [Hillebrand*] hat das Eis die Gerste Hafer sauber ausgeschlagen, die Erdäpfel, die Burgunder[rüben]sauber zerhaut; dan wieder sehr heiß bis den 3. August, wider ein Donnerwetter aber ohn Schaden, den 4. August ein Regenwetter und sehr kalt, von 6. bis 14. sehr heiß, den 15. einen Regen, dan öfters Strichregen bis 25., dan schön und kühle Nächte. Der September fängt kühl an. aber immer trocken die Weintrauben sind alle weich geworden den 8. September die ist sehr schön und warm bis Ende September da wird gelesen.

NÖLA, HS StA 1353, Bittmann Mathias, Tagebuch (Beschreubung Abschrift). Bd. 2, fol. 44v-45r

Details zu dieser Handschrift finden Sie hier

*) Flurnamen in Klosterneuburg, die Bezeichnungen in [ ...] finden Sie im Franziszeischen Kataster von 1819.

Für eine bessere Lesbarkeit wurde moderne Interpunktion eingefügt.

Monarchie-Nostalgie zwischen zwei Weltkriegen

Skriptum zur Operette "Gräfin Mariza"
© NÖLA

Sechs Jahr nach Beendigung des ersten Weltkrieges, am 28. Februar 1924, fand im Theater an der Wien die Uraufführung der Operette „Gräfin Mariza“ von Emmerich Kálman (1882 Siófok/Ungarn – 1953 Paris) statt. Das Libretto stammte von Julius Brammer (1887 Sehradice/Mähren, heute Tschechische Republik – 1943 Juan les Pins)und Alfred Grünwald (1884 Wien –1951 New York). Sowohl Kálman als auch Brammer und Grünwald waren jüdischer Herkunft; allen dreien gelang die Flucht vor dem NS-Regime ins amerikanische bzw. französische Exil.

Die Operette „Gräfin Mariza“ entstand wenige Jahre nach dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie in einer Zeit großer wirtschaftlicher und sozialer Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund sollte das idealisierte Ambiente des alten k.u.k. Österreich von der problematischen Gegenwart ablenken. Die Personen sind einerseits Prototypen des alten Österreich – die Gräfin selbst als feudale Grundbesitzerin und Baron Koloman Zsupán, der bodenständige erdverbundene Gutsbesitzer. Graf Tassilo Endrödy-Wittemburg repräsentiert den „schuldlos verarmten Ex-Offizier“ (Lied „Komm Zsigan …auch war einst ein reicher Czsardasoffizier“), der sich als Bürgerlicher tarnt und eine bezahlte Stellung annimmt, um den Vater vor der Schande des Bankrotts zu bewahren und der Schwester eine Mitgift zu verschaffen – ein Personentyp, der nach dem ersten Weltkrieg zum bildhaften Begriff einer zusammengebrochenen Welt wurde.

Skriptum zur Operette "Gräfin Mariza"
© NÖLA

Die Ausblendung der realen Verhältnisse zeigt auch die Aufforderung des Gutsbesitzers Baron Zsupán an Mariza, nach Varasdin mitzukommen, weil dort „die Welt noch rot-weiß-grün“ sei - Varasdin war bereits nach Kriegsende an den neuen südslawischen Staat abgetreten worden. Die „Gräfin Mariza“ ermöglichte mit einem zugleich nostalgischen Blick auf die vergangene Welt der k.u.k. Monarchie, aber auch viel ironischem Augenzwinkern, vor allem aber den mitreißenden Melodien von Emmerich Kálman die Flucht aus einem sozialen und politisch bedrückend erlebtenAlltag einer Zeit, die sich sehr bald als eine Zeit zwischen zwei Weltkriegen herausstellen sollte.

Die Premiere wurde ein stürmischer Erfolg; die Operette wurde im Theater an der Wien ein Jahr lang ununterbrochen gespielt, danach von der Volksoper übernommen, wo sie die 400. Aufführung erreichte und kam schließlich ans Bürgertheater (3, Vordere Zollamtsstr. 13, 1960 abgebrochen), wo sie noch über 300 mal weitergespielt wurde. 

Am 22.März 2014 hatte die Operette in der Wiener Volksoper Premiere. 

Das Original-Textbuch wurde am 9.Februar 1924 der k.k.n.ö.Statthalterei als zuständiger Zensurbehörde vorgelegt und wurde „strichlos zugelassen“. Das Typoskript befindet sich im Niederösterreichischen Landesarchiv im Bestand „Theaterzensur“, Signatur 346/5.  

Quellen und Literatur:

Moritz Csáky, Ideologie der Operette und Wiener Moderne. Wien Köln Weimar 1996

Die Operette beim Musiklexikon

Die Wiener Operette, Katalog zur 91. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 1985

Mariae Lichtmess, eines der ältesten kirchlichen Feste, beendet die Weihnachtszeit

Urkunde aus dem Jahr 1380
© NÖLA

Am Mittwoch vor „unser frawn tag ze lichtmesse" ist diese Urkunde aus dem Jahre 1380 datiert, mit der Albrecht III. beurkundet und bewilligt, daß Pernhart der Weidner für den Fall seines erbenlosen Todes den Hof zu Oberweiden, der landesfürstliches Lehen ist, seinem Vetter Hertlein dem Weidner, vermacht.

Seit dem 13. Jahrhundert, besonders aber mit der Etablierung der deutschen Sprache in den Urkunden setzt sich die Tagesbezeichnung nach Fest- oder Heiligentagen durch, wobei die Tage davor oder darnach mit den jeweiligen Wochentagen angegeben wurden. Davor erfolgte die Tagesdatierung von Urkunden im Wesentlichen nach dem römischen Kalender (also zum Beispiel: IV. nonas februarii = 2. Februar).

Das Fest Mariä Lichtmess, auch Mariä Reinigung, das am 2. Februar-  40 Tage nach Weihnachten - gefeiert wird, ist schon um 400 in Jerusalem zusammen mit einer Lichterprozession bezeugt und eines der ältesten kirchlichen Feste. Nach dem jüdischen Gesetz hatte sich jede Frau 40 Tage nach der Geburt eines Sohns rituell im Tempel zu reinigen und ein Opfer darzubringen. Da der Erstgeborene als Gott geweiht galt, musste er ihm im Tempel angeboten,  „dargestellt" werden. Das Lukasevangelium überliefert diese rituellen Handlungen von Maria und Josef. Während in den Ostkirchen der Charakter als „Herrenfest" erhalten blieb (Fest der Begegnung Jesu mit dem Tempel und dem Gottesvolk des Alten Bundes), wandelte es sich im Westen mit der Zeit in ein Marienfest (Mariä Reinigung). In Rom wurde das Fest als Lichterprozession im 7. Jahrhundert eingeführt. Mit der Liturgiereform 1960 kehrte man in der römischen Kirche zum Charakter als „Herrenfest" zurück, das 1969 endgültig die Bezeichnung „Darstellung des Herrn" erhielt.

Seit dem 10. Jahrhundert ist die Weihe von Kerzen bezeugt, die die Menschen, Haus, und Hof und das Vieh vor Unheil bewahren sollten. Noch heute wird in der katholischen Kirche zu Lichtmess der Jahresbedarf an Kerzen geweiht. Traditionell  beendete dieses Fest früher die Weihnachtszeit. Im ländlichen Bereich war der Lichtmesstag ein Termin für den Dienstbotenwechsel und für Abgaben und markierte den Beginn des bäuerlichen Arbeitsjahres. Auch galt der Lichtmesstag als Lostag, an dem man Schlüsse auf das kommende Wetter und damit die Ernte ziehen konnte, worauf sich zahlreiche „Bauernregeln" beziehen.

NÖLA, StA Urk 1280

Literatur:
Gustav Gugitz: Das Jahr und seine Feste im Volksbrauch Österreichs. Wien: Hollinek 1949 (Österreichische Heimat, 14/15), S. 56 ff

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